Heimische Pilze sammeln
Was gibt es Schöneres und Erholsameres als einen langen Spaziergang in der Natur, während dem man nach und nach Pilze in den Korb füllt, um sich abends zuhause mit einem leckeren Pilzgericht zu belohnen?
In diesem Artikel stelle ich Euch die Welt der heimischen Pilze vor. Dabei geht es vor allem um die Welt der Speisepilze, mit einem Fokus darauf, wie man Wildpilze kulinarisch zubereitet. Es sind aber auch ein paar Vitalpilze dabei.
Am Ende des Artikels findet Ihr mein kleines Pilzlexikon, mit Bestimmungsmerkmalen, Verwechslungsgefahren, Speisewert der Pilze, vielen Rezepten für den jeweiligen Pilz und natürlich reichlich Fotos der verschiedenen Pilzarten.
Doch bevor es zu den verschiedenen Pilzen geht, ein paar generelle Fakten und ein wenig Basiswissen zum Pilze sammeln.

Was muss ich beim Pilze sammeln beachten?
Insgesamt gilt immer einen Pilz nur zu essen, wenn man ihn ganz sicher zu 100% bestimmen kann.
Da es bei allen Speisepilzen, sowie bei ihren giftigen Doppelgängern auch immer mal Abweichungen im Aussehen oder Wuchs geben kann, sollte man sich sehr gut mit der jeweiligen Pilzart auskennen, bevor sie auf dem Teller landet. Ein paar Fotos und Hinweise aus dem Internet oder eine Pilz App sind dafür nicht ausreichend.
Wer sein Pilzsammelsortiment erweitern möchte, sollte am besten eine Pilzwanderung mitmachen, mit Menschen mitgehen, die sich auskennen oder seine Funde eine*r Pilzsachverständigen zeigen.
Es ist sinnvoll mit sehr einfachen Pilzarten, ohne tödliche Doppelgänger, zu beginnen. Mit der Zeit kann man die einzelnen Merkmale besser einordnen und man lernt auch feine Unterschiede gut zu erkennen.
Daher emfpehle ich, pro Saison höchstens 2-3 neue Pilzsorten hinzu zu nehmen und sich intensiv mit diesen zu beschäftigen.
Es hilft auch sich ein bis zwei Fachbücher zu besorgen, mit denen man die Pilze direkt im Wald bestimmen lernen kann. Leider haben sich Pilz-Bestimmungs-Apps bisher als sehr unzuverlässig erwiesen, daher kann ich diese nicht empfehlen. Genauso wie Erkennungsapps für Wildpflanzen liegen diese oft weit daneben.

Pilze über das Internet bestimmen lassen?
Mir hat das Internet schon sehr geholfen, verschiedene Pilzarten besser einordnen zu können, mich für neue Arten zu interessieren oder um Fotos zu betrachten, von Arten, die ich selbst noch nie gefunden habe.
ABER: es scheint ein ‘kann ich diese Pilze essen?’ Trend um sich zu greifen.
Ich halte es für extrem gefährlich, über Social Media ein Pilzfoto zu posten und nach einer Essensfreigabe zu fragen. Die meisten Leute, die darauf antworten, sind keine Pilzexperten oder gar Pilzsachverständige. Es muss nur mal jemand mit wenig Halbwissen, aber großem Selbstbewustsein antworten. Und schon ist sie da, die Pilzvergiftung!
Auch ich bekomme oft Mails oder PNs mit Anfragen zu Pilzen, auch dazu möchte ich sagen: keine Essensfreigaben über das Internet! In der Regel gibt es im Anhang dieser Nachrichten ein einzelnes mehr oder minder gutes Foto von dem zu bestimmenden Pilz. Das reicht nicht aus! Auch weiß ich dann meistens nichts über die potentiellen Baumpartner, die Fundregion, Bodenbeschaffenheit usw. Ich kann nicht Eure Gesundheit riskieren, indem ich Pilze über Handyfotos bestimme. Selbst wenn ich mir anhand des Fotos sicher sein sollte, ich gebe keine Essensfreigaben über das Internet! Auch da kann ich nur dazu raten, Pilzsachverständige in Eurer Nähe zu kontaktieren und aufzusuchen.

Wann ist Pilzsaison? Gibt es eine Saison für Pilze?
Wenn Leute ans Pilze sammeln denken, denken sie meistens an den Herbst. Buntes Laub, die letzten warmen Sonnenstrahlen genießen und abends gibt es dann eine leckere Mahlzeit mit selbst gepflückten Pilzen.
Der Herbst ist auf jeden Fall eine sehr gute Zeit zum Pilze sammeln, die Artenvielfalt ist dann besonders groß und ebenso das häufige Vorkommen.
Für echte Pilzfreund*innen gilt jedoch: das ganze Jahr ist Pilzsaison!
Im Frühjahr ist beispielsweise die beste Saison für Morcheln, im Sommer gibt es Pifferlinge, im Herbst Steinpilze, Reizker und viele mehr. Und sogar im Winter, selbst bei Frost und Schnee, kann man Austernseitlinge, Judasohren oder Samtfußrüblinge ernten.
Es lohnt sich also das ganze Jahr die Augen in der Natur offen zu halten und nach leckeren Pilzen zu gucken!
Zu guter Letzt: der Wald ist kein Supermarkt
Der Wald macht keine Wunschbestellungen. Neben einem guten Basiswissen über die Pizgattungen und ihre Lieblingshabitate, gehört zum Pilze sammeln auch immer eine Portion Glück. Und man wird immer wieder überrascht, mit Pilzfunden von Pilzarten, die man eigentlich gar nicht erwartet hatte.
Ein Spaziergang im Wald ist nachweislich sehr gut für die Psyche und die Gesundheit. Der Wald ist jedoch nicht unser Lebensraum, dafür aber der von vielen Tieren und Pflanzen. Daher ist Achtsamkeit im Wald sehr wichtig.
Das heißt, ich versuche nicht unnötig etwas zu zertrampeln und bin möglichst leise. Und da der Wald mir so viel Gutes gibt, versuche ich ihm auch zu helfen. Ich habe meistens eine kleine Tüte für Müll dabei, den man ja immer und überall im Wald findet. So sammle ich nicht nur Pilze und Kräuter, sondern versuche auch immer den Wald ein wenig zu säubern und etwas Müll, den andere rein getragen haben, wieder zu entfernen.

Was benötige ich zum Pilze sammeln?
Vor allem das nötige Fachwissen über die Pilzarten, die gegessen werden sollen. Außerdem Lust auf Natur und lange Spaziergänge.
Als Ausrüstung für das Sammeln ist ein luftige Korb das Wichtigste. Weidenkörbe und nader geflochtene Körbe eignen sich hier am besten. Viele Wildpilze verderben recht schnell und eine luftige Umgebung hält sie länger frisch. Insbesondere in Plastiktüten oder Plastikeimern verderben die Eiweiße in den Pilzen schnell, was zu üblen Lebensmittelvergiftungen führen kann.
Außerdem empfehle ich ein kleines Messer und einen Pinsel oder eine weiche Zahnbürste dabei zu haben. es lohnt sich die Pilze immer gleich beim Sammeln zu putzen, dann bleibt alles im Korb schön sauber und der Dreck des einen Pilzes landet nicht in den Lamellen des nächsten.
Solltet Ihr Eure Pilze bei eine*r Pilzsachverständigen vorzeigen wollen, weil Ihr sie noch nicht zu 100% selbst bestimmen könnt, ist es ausgesprochen wichtig den ganzen Fruchtkörper mitzunehmen. Den Pilz also komplett aus dem Boden zu entnehmen, denn oft unterscheidet die Knolle, Dicke oder ein ‘Söckchen’, um welche Pilzart es sich handelt.
Die weit verbreitete Meinung, dass der Pilz nicht nachwächst oder gar abstirbt, wenn man ihn ganz entnimmt und nicht abschneidet ist falsch. Der gesammelte Teil ist nur der Fruchtkörper, der eigentliche Pilz wächst als großflächiges Myzel unter der Erdeoder im Holzsubstrat. Die Entnahme eines Furchtkörpers schadet dem Myzel nicht. Wie groß Myzele sind kann man sehr gut erahnen, wenn man einen Hexenring findet. Das sind ringförmige Ansammlungen von einer Pilzart, die teilweise viele Meter Durchmesser haben. Es gibt aber auch Pilzmyzele, die sich über viele Kilometer erstrecken. In den USA gibt es einen alten Hallimasch, der sich über mehrere Budnestaaten erstreckt.
Neben Pilzkorb, Messer und Bürste, empfehle ich noch ein Pilzbestimmungsbuch dabei zu haben. Sowie ein Handy mit Navigationsmöglichkeit, falls man sich verläuft oder es dunkel wird und man Licht braucht.
Mein kleines Lexikon der Pilze:
In meinem kleinen Pilzlexikon stelle ich euch die Pilzgattungen vor, die ich selber sammle und mit denen ich auch Rezepte veröffentliche. Da ich auf dailyvegan.de einen kulinarischen Fokus auf die Pilze setze, gibt es zu jeder Pilzart gleich ein paar köstliche Rezepte dazu. Des weiteren findet Ihr bei Klick auf den jeweiligen Pilz aufschlussreiche, detaillierte Fotos, Bestimmungsmerkmale, wann und wo man den Pilz finden kann, sowie Hinweise auf giftige Doppelgänger.
Nach und nach werde ich die Pilzliste hier noch erweitern. Da ich diese Webseite in meiner Freizeit betreibe und auch noch nicht von allen Pilzarten schöne Fotos machen konnte, ist mein Pilzlexikon stetig im Wachstum. Es lohnt sich also ab und zu mal wieder vorbei zu schauen.

Heimische Speisepilze:
Bauchpilze:
Die Gruppe der Bauchpilze bildet das Sporenpulver im Inneren des Fruchtkörpers. Der (junge) Pilzfruchtkörper ist dabei von einer Haut umgeben.
Flaschenstäubling, Flaschenbovist
Lamellenpilze:
Hier die Gruppe der Pilze mit Lamellen auf der Unterseite. So wie bei den allseits bekannten Champignons aus dem Supermarkt. Bei Lamellenpilzen ist besondere Vorsicht geboten, hier gibt es besonders viele giftige und tödliche Kandidaten und Doppelgänger.
Gerade wenn man sich noch nicht so gut auskennt, rate ich zum Beispiel dazu, von allen rein weißen Pilze Abstand zu nehmen. Diese sind oft besonders leicht mit ihren teils tödlichen Doppelgängern zu verwechseln. Auch sonst sind Lamellenpilze oft nicht ganz so leicht zu estimmen, daher empfehle ich mit Röhlingen anzufangen. Diese findet Ihr ganz unten hier im Pilzlexikon.
Austernseitling – nicht nur im Supermarkt erhältlich, sondern auch ein heimischer Winterpilz
Grünspanträuschling, märchenhaft schön
Parasol – der beliebte Riesenschirmling
Perlpilz, nur für fortgeschrittene Sammler*innen
Samtfußrübling – ein schmackhafter Winterpilz
Schopftintling, nur sehr jung genießbar, später kann man ihn als Tinte nutzen
Violetter Lacktrichterling, hübsch und häufig
Leistenpilze:
Leistenpilze sind Pilze mit Leisten, anstelle von Lamellen. Viele Pilzanfänger*innen können diese nicht unterscheiden, daher ist beim Sammeln dieser Gattung besondere Achtsamkeit geboten.
Leistenpilze wachsen in der Regel trichterförmig und haben wellig gebogene Hüte. Es gibt nur wenige Arten und alle von ihnen gehen Lebensgemeinschaften mit Bäumen als Mykorrhizapilz ein.

Echter Pfifferling – schon im Sommer zu finden
Porlinge, Baumpilze, Sonstige Gattungen:
Hier finden sich weitere Kategorien von Pilzen, die nicht in die anderen Gruppen passen. Wie Porlingsähnliche, Schichtpilzähnliche, Schlauchpilze und Becherlinge. Von diesen Arten sind die wenigsten essbar, aber dennoch lohnt es sich, sich mit ihnen zu beschäftigen. Denn Schlauchpilze wie Morcheln sind auch bei Feinschmecker*innen begehrt und Baumpilze wie der Schwefelporling sind besonders für Veganer*innen interessant.
Chaga, Schiefer Schillerporling – ein Vital- und Heilpilz
Hexenei der sehr jungen Stinkmorchel – eine Delikatesse
Holunderschwamm, Holunderpilz, Judasohr, Mu-Err
Krause Glucke – Fette Henne an Kiefernstämmen
Schwefelporling, Chicken of the Woods
Röhrlingsverwandte:
Hier die Familie der Röhrlingsverwandten. Bei vielen davon handelt es sich um gute Anfängerpilze. Sie sind leicht zu identifizieren und es gibt nur sehr wenige, giftige oder ungenießbare Exemplare, darunter keine tödlich giftigen. Dennoch muss man antürlich gut aufpassen, dann auch lang anhaltende Magenbeschwerden sind nicht wünschenswert.
Die Röhren dieser Gattung sind in der Regel nicht fest mit dem Hut verwachsen und erinnern an einen feinporigen Schwamm. Daran erkennt man Röhrlinge relativ einfach, denn sie unterscheiden sich deutlich von Lamellen.
Anhängselröhrling, eine streng geschützte Art
Birkenpilz, Birkenröhrling – und seine Unterarten
Goldröhrling, Goldgelber Lärchenröhrling
Hohlfußröhrling – wächst nur bei Lärche
Körnchenröhrling – ein ergiebiger Speisepilz
Maronenröhrling, ein häufiger, beliebter Speisepilz
Rotfüßchen, Gemeiner Rotfußröhrling
Schmarotzerröhrling, wächst immer an Kartoffelbovist
Steinpilz – Echter Steinpilz, Fichtensteinpilz

